Die größten Gesundheitsgefahren für unsere Bienen ergeben sich durch die Varoamilben und die Amerikanische Faulbrut (AFB).
Die Varroamilbe ist ein Parasit, der vor gut 30 Jahren nach Europa gelangt ist. Ausgangspunkt war der Versuch, hiesige Bienen mit asiatischen Bienen zu kreuzen. Die asiatischen Bienen waren bereits durch die Varoamilbe befallen und haben sie letztlich quasi im Handgepäck mitgebracht. Sie sind im Gegensatz zu unseren Bienen auch in der Lage, die Milben mit bestimmten Putztechniken zu bekämpfen. Die Varoamilbe nistet sich in den Brutzellen ein und schwächt die Bienen in allen Zyklen ihres Lebens. Dadurch werden sie auch für andere Gefahren, wie z.B. den Befall durch Viren anfälliger. Keine Frage, die Varroamilbe ist eine große Plage für die Bienen und Ursache dafür, dass es in den Wintermonaten zu beträchtlichen Völkerverlusten kommt. Wichtig ist die fachmännische Betreuung durch den Imker. Zu denken ist hier an verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. der Brutentnahme und der Behandlung mit Milch-, Ameisen- und Oxalsäure.
Bei mir läuft die Behandlung dementsprechend in 3 Phasen ab. Im Frühjahr beginnt es mit der drastischen Entnahme der Drohnenbrut und der Ablegerbildung. Dies bringt schon eine erhebliche Entlastung der Völker mit sich, weil sich die Varroen sehr gern in der Drohnenbrut ansiedeln und vermehren. Das führt nicht zu Problemen bei der Begattung der Königinnen, weil nicht alle Drohnenbrut entnommen werden kann und es immer noch genug Drohnen gibt. Auch bei der Ablegerbildung werden Brut und auch Varroen entnommen, was die Völker ebenfalls entlastet. Im zweiten Schritt kommt dann nach der letzten Honigernte im August die Behandlung mit Ameisensäure. Hier habe ich jetzt meine bisherige Praxis geändert und setze statt der Schwammtücher den Langzeitverdunster Nassenheider Professional ein. Mit diesem System werden in jedem Volk 225 ml Ameisensäure über einen Zeitraum von 14 Tagen verdampft. Die Ameisensäure ist zwar sehr aggressiv, hat aber den Vorteil, dass sie auch in die verdeckelte Brut wirkt. Zudem hinterlässt sie keine Rückstände im Wachs. Als letztes kommt dann die sog. Restentmilbung im Dezember mit Oxalsäure. Wenn es (hoffentlich) Ende November/Anfang Dezember Nachtfrost gegeben hat, ist davon auszugehen, dass die Bienenköniginnen keine Eier mehr legen und nach 14 – 21 Tagen keine nennenswerte Brut mehr in den Völkern vorhanden ist. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine effektive Behandlung mit Oxalsäure (Oxalsäuredihydrat-Lösung 3,5% (m/V) ad. us. vet. ® – bestehend aus einer wässerigen Oxalsäurelösung und einem Saccharosezusatz) erfolgen kann. Dabei wird die Oxalsäure in der Regel in die Wabengassen geträufelt, was sich mit der Dosierflasche von Perizin* relativ gut machen lässt. Von großem Vorteil ist es, wenn sich die Bienen in einer Traube befinden, weil man sie dann relativ gut erwischt. Deshalb sollte die Behandlung bei Temperaturen von max. 5 Grad Celsius erfolgen.
[*Dosierflaschen von Perizin werden seit einigen Jahren nicht mehr hergestellt. Das ist bedauerlich, weil diese Flaschen für die Dosierung der Varroamittel ausgesprochen praktisch sind. M.E. sind sie viel viel einfacher in der Handhabung als die mitgelieferten Einwegspritzen. Zum Glück hat ein Imkerkollege jetzt ein Alternativprodukt gefunden: Dosa-Laif, das nach meiner Kenntnis in Italien hergestellt wird und im Internet zu bekommen ist. Ich kann diese Art der Behandlung nur empfehlen!]
Keine Frage, die Behandlung mit Ameisensäure und Oxalsäure stellt für die Bienen eine Belastung dar. Wenn aber die Behandlung sitzt, sehe ich gute Chancen, so die Varroamilben im Zaum zu halten. D.h. nicht, dass wir sie vollständig besiegen werden, auch wird es weiterhin zu Völkerverlusten kommen. Aber ein Aussterben der Honigbienen sollte vermieden werden können.
Die Amerikanische Faulbrut ist eine hochinfektiöse und sehr gefährliche Erkrankung von Bienenvölkern, die oft auf einen Mangel an Hygiene zurück zu führen ist. Hiervon werden schon die Bienenlarven in den Waben befallen, die Bienen selbst schlüpfen gar nicht mehr. Durch vagabundierende Bienen wird diese Krankheit auch in Nachbarstöcke transportiert. Die seuchenartige Erkrankung ist meldepflichtig, der amtliche Veterinär steuert die erforderlichen Maßnahmen. Dabei geht es einerseits um die Sanierung der erkrankten Völker, andererseits wird auch oft ein Sperrbezirk verhängt.
Ich selbst nehme regelmäßig an einem Monitoring teil. Hierzu werden Futterkranzproben entnommen und analysiert. Bei der Analyse auf Sporen können Infektionen in einem sehr frühen Stadium erkannt und die betroffenen Völker noch saniert und gerettet werden.
Allerdings besteht auch immer die Gefahr, dass Sporen von Importhonigen Schaden anrichten. Fast 75 % der Importhonige soll mit Sporen belastet sein. Das ist für Menschen zwar unbedenklich, für Bienen aber nicht. Deshalb ist darauf zu achten, dass Bienen keinen Zugang zu fremden Honigen haben. Deshalb kann man auch nur dringend davor warnen, Futterstellen auf Balkonen einzurichten, indem man Bienen dort ein Glas Honig hinstellt. Das wäre womöglich gut gemeint, aber hochgradig gefährlich! Selbst bei Altglascontainern mit Honiggläsern ist Vorsicht geboten.