Bienen in einer Großstadt wie Hannover – geht das?
Bienen in der Stadt zu halten ist grundsätzlich kein Problem, solange man keinen Stress mit den Nachbarn hat und die Bienenhaltung ortsüblich ist. Ortsüblich heißt, dass es in diesem Ort ( in meinem Fall also: Hannover ) bereits andere Imker gibt, wovon man regelmäßig ausgehen darf. Der Standort sollte so gewählt werden, dass die Bienen vor ihrem Flugloch Platz genug haben, um bei Abflug und Rückkehr eine hinreichende Flughöhe zu ermöglichen. Es gilt zu verhindern, dass sie sich nicht ungewollt z.b. in den Haaren von Passanten verfangen. Im Zweifel sollte eine Hecke oder z.B. ein Flechtzaun vorgesehen werden. Beispiele dafür, dass hinsichtlich des Standorts keine besonderen Ansprüche gestellt werden, finden sich zur Genüge. Teilweise werden Bienen sogar auf dem Balkon gehalten ( Z.B. auf einem Balkon im Clementinenhaus, Hannover ). Hinsichtlich der Tracht bzw. der Bienenweide hat die Stadtimkerei im Vergleich zu landwirtschaftlichen Regionen oft sogar Vorteile. In der Stadt finden sich bei einem Flugradius von ca. 3 – 5 km im Einzugsbereich des Bienenvolkes eine Vielzahl unterschiedlichster Trachtpflanzen, bei denen die Gefahr von Trachtlücken viel geringer ist als auf dem Land. Die Heterogenität des Trachtangebots zeigt sich auch in der Zusammensetzung des Nektars und dem Geschmack des Honigs, der oft eine viel größere Geschmackstiefe hat, als reiner Sortenhonig.
Bienen auf dem Land?
Bienen haben es m.E. auf dem Land oft schwerer. Ursache hierfür ist die immer stärker ausgeprägte Monokultur der Landwirtschaft, insbesondere wenn großflächig Mais angebaut wird. Mais bietet den Bienen keinen Nektar. Im Raps- oder Obstbau gibt es für die Bienen zwar hervorragende Trachtquellen, allerdings nur temporär. Die nektarproduzierende Blühzeit vom Raps beträgt bei optimaler Witterung etwa 6 Wochen, davor und danach sind diese Flächen für Bienen mit einer Wüste vergleichbar. An dem Grundproblem können auch Blühstreifen nicht viel ändern. Hinzu kommt der Einsatz chemischer Substanzen zur Unkraut- und Insektenbekämpfung, worunter auch Bienen sehr leiden können. Hier kommt es auf eine sorgfältige Auswahl bienenverträglicher Mittel und eine auf Bienen abgestimmte optimale tageszeitliche Planung der Spritzungen an.
Belästigungen/Gefährdungen durch Bienen?
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass von Bienen keine Gefahr ausgeht. Meine Bienen stehen in meinem Hausgarten und Imker wie ich legen schon im eigenen Interesse großen Wert darauf Bienen zu haben, die nicht aggressiv sind. Wir leben in friedlicher Koexistenz. Es wäre für mich nicht akzeptabel Bienen zu haben, die mich, meine Familie oder Besucher – ohne bedroht zu werden – angreifen. Bienen kommen auch nicht zum Terrassentisch, um Kuchen oder andere Lebensmittel zu stibitzen, das sind Wespen oder gelegentlich auch Hornissen. Bienen sind auf der Suche nach Nektar oder Pollen, beides sucht man auf unseren Terrassentischen vergeblich. Wenn sie stechen geschieht dies in den meisten Fällen, weil sie meinen sich verteidigen zu müssen, weil sie sich z.B. in den Haaren verfangen oder weil man vor dem Flugloch den Wächterbienen in die Quere kommt. Und auch Wächterbienen greifen nach meinen Erfahrungen nicht direkt an, es gibt regelmäßig ein als Vorwarnung erkennbares Verhalten. Wichtig ist dabei, die Ruhe zu bewahren, sich zu entfernen und nicht hektisch nach den Bienen zu schlagen, das reizt sie nur noch mehr.
Dessen ungeachtet stimmt es aber auch, dass Bienen stechen und diese Stiche schmerzhaft sein können. Deshalb trage ich bei der Arbeit an den Bienen durchweg einen Stichschutz. Trotzdem bleiben selbst Imker von Stichen nicht verschont, auch ich kann ein Lied davon singen. Hier helfen geeignete Salben, Kühlung, Anti-Allergika oder auch technische Geräte. Kritisch sind Bienenstiche eigentlich nur dann, wenn man im Mundraum gestochen wird oder auf Bienengift allergisch reagiert. In beiden Fällen ist sofort der Notarzt zu rufen.